Es gibt Verletzungen, die uns nicht die Haut aufreißen, sondern die Augen öffnen. Wenn das passiert, bleibt uns nichts anderes übrig als die Scherben unseres Glücks aufzusammeln, um aus ihnen erneut unsere Würde zu formen. Dafür muss man sich selbst lieben und mit erhobenen Haupt und festem Blick nach vorn schauen. Allerdings darf man nicht das Unmögliche erwarten…
Solche Prozesse der Realisierung oder der Einsicht finden nicht ausschließlich nach einer schmerzlichen Erfahrung statt, die uns unvorbereitet getroffen hat. Manchmal spielen sie sich unterschwellig ab, ausgelöst durch viele kleine Verletzungen, die sich im Laufe der Zeit eine große Wunde bilden.
Diese kleinen Verletzungen sind wie ein unaufdringliches, aber ständig präsentes Gerücht, das uns schließlich von etwas überzeugt, das wir eigentlich schon von Anfang an wussten.
Im spirituellen Sinne spricht man diesbezüglich von einem sogenannten „dritten Auge“. Dem Buddhismus und Hinduismus zufolge befindet sich in diesem dritten Auge unser Bewusstsein und die Intuition, die uns ermöglicht, wieder auf die Beine zu kommen. Es ermöglicht uns, einen Bewusstseinszustand zu erreichen, in dem wir Dinge wahrnehmen können, die uns sonst entgehen.
„Die Wahrheit mag schlecht zu sehen sein, aber sie ist immer da. Sie treibt über der Lüge wie das Öl auf dem Wasser.“
Miguel de Cervantes
Das ist wohl unser größtes Problem: Wir schauen, aber wir sehen nicht. Oft lassen wir uns von unserer Routine treiben, bis wir in Unzufriedenheit versinken. Eine ebenso häufige Gewohnheit ist es, in einer bei Beziehung, bei Freunden oder im Beruf zu bleiben, in der wir selbst alles geben, die uns aber im Gegenzug nur Unglück bringt.
Dieser Realität in die Augen zu schauen erfordert mehr als seinen Verstand wachzurütteln. Man muss voll und ganz Verantwortung für sich selbst übernehmen.